Alles Sprechen und Schreiben heißt würfeln um den Gedanken. Wie oft fällt nur ein Auge, wenn alle sechs fallen sollten.

Christian Friedrich Hebbel
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AE
Ohne Wort, keine Vernunft – keine Welt
Ohne Wort, keine Vernunft – keine Welt
Schriftsteller und Wissenschaftler im Wortwechsel mit Johann Georg Hamann
2. – 6. November 2010, Münster

Bedeuten die Wörter die Welt oder nur unsere Vorstellungen von ihr? Was hat es mit der Sprache der Poesie auf sich? Wie erwirbt und verarbeitet unser Gehirn Sprache? Diese und andere grundlegende Fragen zur Sprache erörtern namhafte Sprachwissenschaftler, Neurolinguisten und Schriftsteller auf einem fünftägigen öffentlichen Symposion in Münster. Geistiger Schirmherr der Veranstaltung ist der aus Königsberg stammende und 1788 in Münster gestorbene Denker und Schriftsteller Johann Georg Hamann. Er, der selbst stotterte und an seinen Freund Johann Gottfried Herder schrieb: "Vernunft ist Sprache Logos; an diesem Markknochen nag' ich und werde mich zu Tod drüber nagen", vertrat wegweisende Positionen, auf die sich Wissenschaftler und Literaten bis heute beziehen. Seine Kernthese ist, dass jede Muttersprache einen eigenen Blick auf die Wirklichkeit vermittelt, woraus folgt, dass das Erlernen von Fremdsprachen neue Blickwinkel auf die Welt eröffnet. Da zudem niemand wirklich dieselbe Sprache spricht, sondern im Grunde jeder seine eigene, muss auch die sprachliche Kommunikation in gegenseitiger Erläuterung der jeweiligen Sichtweisen, den Horizont erweitern. Dies zu leisten, hat auch das Symposion gute Chancen. Das genaue Programm findet man unter: www.magus-tage.de.
04.11.2010 (3)
JW
Deutscher Buchpreis 2010
Der Deutsche Buchpreis 2010 wurde an Melinda Nadj Abonji für ihren Roman „Tauben fliegen auf“ vergeben.
Die Begründung der Jury lautet:
Melinda Nadj Abonji erzählt, aus der Perspektive der Tochter Ildiko, die Geschichte einer ungarischen Familie aus der serbischen Vojvodina, die sich eine Existenz in der Schweizer Gastronomie gründet. Sie erzählt es mit einer eigenen und äußerst lebendigen Stimme, zunächst noch mit dem Blick des Kindes auf die Welt, dem alles neu ist und sich doch von selbst versteht, dann der jungen Frau, die allmählich die Brüche in und zwischen diesen sehr verschiedenen Welten wahrnimmt, immer aber mit einer großen Empathie und Humanität. Was als scheinbar unbeschwerte Balkan-Komödie beginnt, wenn die Familie mit einem klapprigen braunen Chevrolet die sommerliche Reise in die alte Heimat antritt - darauf fallen bald die Schatten der Geschichte und der sich anbahnenden jugoslawischen Kriege. So gibt das Buch „Tauben fliegen auf“ das vertiefte Bild eines gegenwärtigen Europa im Aufbruch, das mit seiner Vergangenheit noch lang nicht abgeschlossen hat.
Ausführlichere Informationen auf der Website des Deutschen Buchpreises:
04.10.2010 (2)
JW
Deutscher Buchpreis 2010
Die Kandidaten für die Vergabe des Deutscher Buchpreises 2010 stehen fest. Die für die „Shortlist“ nominierten Bücher sind:
  • Jan Faktor, „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag“ (Kiepenheuer & Witsch, März 2010)
  • Thomas Hettche, „Die Liebe der Väter“ (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)
  • Melinda Nadj Abonji, „Tauben fliegen auf“ (Jung und Jung Verlag, August 2010)
  • Doron Rabinovici, „Andernorts“ (Suhrkamp Verlag, August 2010)
  • Peter Wawerzinek, „Rabenliebe“ (Galiani Berlin, August 2010)
  • Judith Zander, „Dinge, die wir heute sagten“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, September 2010)
Auf der „Longlist“ befinden sich zudem:
  • Alina Bronsky, „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)
  • Nino Haratischwili, „Juja“ (Verbrecher Verlag, März 2010)
  • Michael Kleeberg, „Das amerikanische Hospital“ (DVA, August 2010)
  • Michael Köhlmeier, „Madalyn“ (Carl Hanser Verlag, August 2010)
  • Thomas Lehr, „September. Fata Morgana“ (Carl Hanser Verlag, August 2010)
  • Mariana Leky, „Die Herrenausstatterin“ (DuMont Buchverlag, Februar 2010)
  • Nicol Ljubić, „Meeresstille“ (Hoffmann und Campe, Februar 2010)
  • Kristof Magnusson, „Das war ich nicht“ (Verlag Antje Kunstmann, Januar 2010)
  • Andreas Maier, „Das Zimmer“ (Suhrkamp Verlag, September 2010)
  • Olga Martynova, „Sogar Papageien überleben uns“ (Droschl Literaturverlag, Januar 2010)
  • Martin Mosebach, „Was davor geschah“ (Carl Hanser Verlag, August 2010)
  • Hans Joachim Schädlich, „Kokoschkins Reise“ (Rowohlt Verlag, März 2010)
  • Andreas Schäfer, „Wir vier“ (DuMont Buchverlag, Februar 2010)
  • Joachim Zelter, „Der Ministerpräsident“ (Klöpfer & Meyer Verlag, August 2010)
Inwieweit der Deutsche Buchpreis der Förderung qualitativ anspruchsvoller Literatur dient, oder vielmehr eine Marketingaktion darstellt, ist diskutabel. Immerhin fanden sich aber in den letzten Jahren durchaus Sprachkönner und Sprachkünstler auf der "Longlist".
12.09.2010 (2)
JW
Diskussionskultur und Skandalisierung
Ein Thema inhaltlich und sachlich zu diskutieren erfordert mindestens Gelassen­heit, Diskussions­kultur und etwas Zeit, möglichst auch Vorwissen. Um hingegen viel mediales Interesse zu erzielen, kann man statt dessen mit extremer Verkürzung, Personalisierung und Emotionalisierung arbeiten.
Systematische Sinnlosigkeit kennzeichnet auch zunehmend die öffentliche Kommunikation in Deutschland.

Ein Skandal braucht wenig: ein Stichwort, einen Bösewicht, ein (echtes oder unterstelltes) Vergehen, und einige die sich darüber lauthals aufregen. Das geht schnell und ist gut verkäuflich, es läßt sich bequem und in kürzesten, oft aus dem Zusammenhang gerissenenen Zitatschnipseln („soundbites“) verbreiten. Durch die Emotionalisierung werden die Inhalte des eigentliche Gegenstands verkürzt und vefälscht, sofern diese über­haupt noch zur Sprache kommen und nicht allein als Anlaß der Aufregung dienen.
Wer in Deutschland mit Sonder­gewinn­spannen auf dem Empörungs­markt rechnet, der spekuliert meist richtig. Man muß nur frühzeitig auf einen Bösewicht zeigen, der etwas unbot­mäßiges von sich gibt.
In der Folge wird aber das eigentliche Thema übergangen, ja tabuisiert: Sobald Wörter als Reiz­begriffe besetzt sind, darf über den inhaltlichen Teil nicht mehr gesprochen werden, unter Androhung von Stigmatisierung und eines Folgeskandals. Dies führt letzlich dazu, daß die öffentliche Diskussion zwar zweckerfüllend im Sinne der Einschaltquoten und Auflage ist, aber sinnfrei für die gesellschaftliche und politische Aufklärung wird. Und es führt zu einer Verarmung der Sprache.

Mit diesem Thema beschäftigt sich auch ein Beitrag von Burkhard Müller-Ullrich im Deutschlandradio Kultur, in dem es heißt:

Wenn irgendjemand irgendeine Behauptung aufstellt, dann können sich zwei unterschiedliche Debatten daran anschließen. Bei der einen geht es darum, ob die Behauptung stimmt. Bei der anderen darum, was daraus folgt und aufgrund welcher Motive die Behauptung aufgestellt wurde. Im einen Fall geht es um Wahrheit, im anderen um Wirkung. Die beiden Gebiete können sich zwar berühren, aber sie müssen es nicht. Deshalb gehört es zu den Grundregeln der Diskurslogik, daß man Wahrheit und Wirkung nicht vermischt, sondern getrennt betrachtet.

Diskurslogik ist etwas, das man im Alltag ständig braucht. Denn als hochkomplexe Wesen in einer hochkomplexen Welt laufen wir ständig Gefahr, peinliche, ärgerliche oder gefährliche Mißverständnisse zu produzieren.

Der kompletten Radiobeitrag im Deutschlandfunk läßt sich hier nachhören:
Deutschlandradio Kultur, "audio-on-demand" , Beitrag von Burkhard Müller-Ullrich am 2010-09-04 17:52 in der Sendung "Kultur heute", und mittlerweile hier nachlesen.
quis custodiet...
Richtschnur dafür ist nicht die Verfassung, sondern daß das Dafürhalten von Leuten, die mit Büchern vor allem eines nicht machen: sie lesen.